Gesunde Mitarbeiter

Foto: aboutpixel.deEtwa zwei Millionen Deutsche haben schon einmal am Arbeitsplatz Psychopharmaka eingenommen. Auch Chirurgen sind bei wachsendem Leistungsdruck versucht, Medikamente zu schlucken, die sie möglichst lange konzentriert arbeiten lassen. Weder die Wirkung dieses Gehirn-Dopings noch die davon ausgehende Gefahr sind bislang ausreichend belegt. Welche Rolle die Wachmacherpillen für Operateure tatsächlich spielen, ist bisher unklar.

Foto: aboutpixel.deNach einer Serie von aufsehenerregenden Selbstmorden in seinem Unternehmen musste der Vizechef von France Telecom zurücktreten. Die französische Regierung fordert nun von allen großen Konzernen, mit den Gewerkschaften Abkommen zur Reduktion von psychosozialem Stress am Arbeitsplatz zu schließen. Ist eine derartige Entwicklung auch in Deutschland denkbar und wie sind deutsche Unternehmen darauf vorbereitet?

Centrum für Disease Management der TU München bietet Unternehmen maßgeschneiderte Hilfe. In Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen gehören psychische Erkrankungen inzwischen zu den häufigsten Ursachen für Fehltage der Mitarbeiter. Vor diesem Hintergrund hat das Centrum für Disease Management der Technischen Universität München ein deutschlandweites Schulungsprogramm für Führungskräfte entwickelt.

In Folge der Wirtschaftskrise prognostizieren 64 Prozent der im Rahmen einer Hewitt-Studie befragten Unternehmen eine Kürzung der Gehaltsbudgets oder gar eine Nullrunde. Eine Erhöhung der Gehaltsbudgets wurde von keinem Unternehmen in Erwägung gezogen.

6,3% der Erwerbstätigen, das sind etwa 2,4 Millionen Personen, leiden an erwerbsbedingten Gesundheitsbeschwerden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist dies eines der Ergebnisse einer Zusatzerhebung zur EU-harmonisierten Arbeitskräftestichprobe aus dem Jahr 2007, bei der rund 80 000 Personen zu Arbeitsunfällen, arbeitsbedingten Gesundheitsbeschwerden sowie psychisch und physisch belastenden Faktoren der Arbeit befragt wurden.

Im ersten Quartal 2009 sanken die Reallöhne um 0,4% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dies ist das Ergebnis des erstmalig berechneten Reallohnindex, bei dem die Entwicklung der Verdienste der Preisentwicklung gegenüber gestellt wird. Das Sinken der Reallöhne resultiert hauptsächlich aus dem schwachen Anstieg der Verdienste (+ 0,4%).

Die im Jahressteuergesetz 2009 beschlossene steuerliche Befreiung betrieblicher Gesundheitsleistungen beginnt zu greifen: 34,8 Prozent der deutschen Unternehmen werden ihre bestehenden Leistungen in diesem Bereich erweitern oder neue Gesundheitsleistungen implementieren.

Montagmorgens um 7 Uhr stehen die ersten Siemens-Mitarbeiter auf ihrem Münchner Firmengelände und warten, dass die Türen geöffnet werden. Sie wollen arbeiten. Allerdings nicht mit ihrem Grips, sondern mit ihren Muskeln. Denn vor Dienstbeginn gehen sie ins Studio Active: Sie schwitzen nach Trainingsplan, duschen, gönnen sich ein gesundes Frühstück im Bistro nebenan und gehen dann rüber an ihren Schreibtisch.

Jährlich entstehen in Deutschland volkswirtschaftliche Kosten durch arbeitsbedingte Erkrankungen und Frühberentung in Höhe von rund 44 Milliarden Euro. Das hat eine aktuelle Studie des BKK Bundesverbandes ergeben. Allein durch Muskel- und Skeletterkrankungen entstehen Kosten in Höhe von 10,8 Milliarden Euro. Unternehmen müssen Produktivitätsausfälle hinnehmen und Lohnfortzahlungen leisten, die Sozialsysteme werden durch Behandlungskosten, Krankengeldzahlungen und Einnahmeausfälle belastet. "

Foto: photocase.comDie Beschäftigten in Deutschland arbeiten häufiger in Schichtsystemen, nachts oder deutlich über 40 Wochenstunden. Damit verbundene Belastungen können zu frühem gesundheitlichem Verschleiß führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Dr. Hartmut Seifert, Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.