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Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen, von denen Menschen aller Altersstufen und Geschlechter, Gesunde wie chronisch Kranke, betroffen sein können. Dennoch herrscht – auch bei Fachkräften im Gesundheitswesen – nicht selten Hilflosigkeit, Unverständnis und Unwissenheit darüber, wie sich Depressionen äußern, wie diese zu erkennen oder Betroffene zu begleiten sind.

Mit dem Symposium „Depression und Suizidalität – Krankheiten der Losigkeit“ am 25. März an der Universität Witten/Herdecke wurden die Themen Depression und Suizidalität aus den unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und den Akteuren im Gesundheitswesen konkrete Hilfen an die Hand gegeben. Die gute Resonanz auf das vom Institut G-plus veranstaltete Symposium unterstreicht die Aktualität des Themas: Im ausverkauften Audimax der Uni Witten/Herdecke folgten Interessierte aus psychiatrischen Kliniken, aber auch aus somatischen Bereichen der klinischen Versorgung, der Geburtshilfe, der ambulanten Versorgung sowie aus Schulen und Beratungsstellen der Fachveranstaltung, die im Rahmen des Internationalen Hospitationsprogramms Pflege und Gesundheit stattfand. Das von der Robert Bosch Stiftung geförderte Internationale Hospitationsprogramm Pflege und Gesundheit ermöglicht Fachkräften im Gesundheitswesen bis zu dreimonatige Hospitationsaufenthalte im Ausland. Bis Juni 2012 liegt ein Fokus des Programms auf dem Themenbereich „Depression und Suizidalität“.

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In einem einführenden Referat gab Prof. Dr. Hegerl von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und dem Deutschen Bündnis gegen Depression einen Überblick über den Stand der Versorgung in Deutschland, umriss das medizinische Phänomen und dessen Behandlungsmöglichkeiten.

Dr. Dieffenbach von der Vestischen Kinder- und Jugendklinik in Datteln grenzte Depression fachlich von einer einfachen, im Leben immer wieder vorkommenden Traurigkeit ab. Dieffenbach machte deutlich, dass gerade die Beschreibung des Traurigseins nicht darüber hinweg täuschen dürfe, dass es sich häufig um eine Depression handelt, für deren Beschreibung die passenden Worte fehlten.

Matthias Seibt vom Landesverband Psychiatrie-Erfahrener NRW und Adelheid Langes vom Rat und Tat e.V., der Hilfsgemeinschaft für Angehörige von psychisch Kranken in Köln stellten die Perspektive Betroffener und deren Angehörigen in den Fokus. Seibt beschrieb das Grau des depressiven Alltags und bezog Stellung gegen eine medikamentöse Behandlung der Depression. Langes ging auf die emotionale Seite des Lebens mit depressiven Menschen ein. Ihre konkreten Hinweise für den alltäglichen Umgang mit Menschen mit Depression machten die Krankheit gut erfahrbar. „Frag einen Depressiven bloß nicht, wie es ihm geht“, war eine der Erfahrungen, die sie dem Publikum mitgab.


Prof. Dr. Dr. Rolf D. Hirsch von den Rheinischen Kliniken in Bonn, der auch Vorsitzender der Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter ist, richtete mit feinfühligem Humor den Fokus auf Suizidalität im Alter und gab neben konkreten Zahlen den Anwesenden auch praktische Hilfestellungen zum Erkennen von und für den Umgang mit Suizidalität. Daran anschließend stellte der Schweizer Dr. Christoph Abderhalden von den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern ein interdisziplinäres Instrument zur Beurteilung der Suizidalität vor. Mit diesem auf eine Initiative aus der Praxis zurück gehenden Instrument konnten in Kliniken bereits viele Erfahrungen gesammelt werden, die zukünftig auf den tagesstationären und ambulanten Bereich ausgeweitet werden sollen.

Manuela Grieser von der Berner Fachhochschule in der Schweiz stellte schließlich internationale Lösungsansätze für die Praxis vor und ging dabei insbesondere auf deren Effekte und nachgewiesene Wirksamkeit ein. Mit einem szenischen Epilog endete das Symposium und gab den Anwesenden reichlich Anregung, sich mit dem Gehörten und Gelernten auseinander zu setzen.

Die gehaltenen Vorträge werden im Nachgang aufbereitet und in einem Themenheft publiziert. Das kostenfreie Heft wird in der vom Institut G-plus herausgegebenen Reihe transferplus im Juli erscheinen.

Weitere Informationen dazu wie auch zu den Fördermöglichkeiten im Internationalen Hospitationsprogramm Pflege und Gesundheit gibt es im Internet unter www.g-plus.org oder telefonisch unter 02302-926 390.

 

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