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Niedergelassene Mediziner verbringen deshalb einen Großteil ihrer Zeit damit, sich mit Buchhaltung und Dokumentation zu befassen, um den Forderungen des Gesetzgebers nachzukommen und die Verwaltungsaufgaben korrekt zu erfüllen. Darüber hinaus ist es in den vergangenen Jahren aufgrund des gestiegenen Kostendrucks immer schwieriger geworden, eine eigene Praxis zu führen. „Wegen des enormen bürokratischen Aufwands bleibt die ursprüngliche Aufgabe des Arztes – die Patientenbehandlung – auf der Strecke“, sagt Ahrens. Daneben spielt auch der finanzielle Aufwand eine entscheidende Rolle. Dies bestätigt die Mehrheit der Mediziner, die angibt, aus Kostengründen bereits teilweise auf Behandlungen verzichten zu müssen.

Gesundheitssystem fördert die Zwei-Klassen-Medizin

„Um die laufenden Kosten begleichen zu können, musste ich –wie viele andere Ärzte – verstärkt Privatpatienten aufnehmen“, sagt der Urologe Dr. Andreas Körner. Da die Tendenz dahin geht, dass sich eine Praxis allein mit gesetzlich Versicherten wirtschaftlich nicht mehr rechnet, sind immer mehr Mediziner gezwungen, Privatpatienten bei der Behandlung unter Umständen den Vorrang zu geben. Jedoch sind sich die Ärzte dieses Dilemmas bewusst: Knapp 90 Prozent sind der Meinung, dass die Bundesregierung die Zwei-Klassen-Medizin zementiere.

Das derzeit viel diskutierte Versorgungsgesetz, das 2012 auf den Weg gebracht werden soll, sorgt erneut für Verunsicherung unter der Ärzteschaft: Denn von einer einheitlichen Regelung scheint das Gesetz weit entfernt. „Für Fachärzte ist das Hausarztmodell ohnehin ziemlich problematisch. Es sollte spezielle Facharztverträge geben“, fordert Körner. So bleibt fraglich, ob das ohnehin schon komplizierte Honorarsystem für Ärzte tatsächlich vereinfacht wird. Seit einigen Jahren bieten immer mehr Praxen individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) als Ergänzung zum Katalog der gesetzlichen Krankenversicherungen an – ein Versuch, um sich finanziell über Wasser zu halten.     

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