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Der Vorstandschef der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit, fordert eine bessere Qualität in der medizinischen Versorgung. „Nicht der gebetsmühlenartige Ruf nach mehr Geld sollte im Mittelpunkt der Diskussionen stehen sondern Vorschläge, wie Patienten effizienter als bisher geholfen werden kann“, so Kailuweit.

„Wer den Menschen mit Schreckensszenarien Angst macht, medizinische Leistungen einschränken will und höhere Praxisgebühren fordert, lenkt vom eigentlichen Problem ab. Wir brauchen dringend mehr Qualität im Gesundheitswesen.“

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Untersuchungen der KKH-Allianz zufolge wird ein Großteil der Patienten nicht nach medizinischen Leitlinien behandelt, bei Migräne beispielsweise sind das drei von vier Betroffenen. „Das führt zu einem unnötig langen Leidensweg vieler Patienten und treibt Kosten sinnlos in die Höhe“, so Kailuweit. Außerdem müssten regionale Über- und Unterversorgung mit Ärzten ins Gleichgewicht gebracht werden. „Wir brauchen keine starre Bedarfsplanung sondern müssen vielmehr genau schauen, in welcher Region wie viele Ärzte tatsächlich benötigt werden und entsprechend steuern.“

Qualitätsverbesserungen gefordert

Bereits beim 10. Berliner Dialog der KKH-Allianz zum Thema „Versorgungslücken: Kurieren neue Methoden das kranke Gesundheitssystem?“ hat der Vorstandsvorsitzende der KKH-Allianz, Ingo Kailuweit, auf Defizite in der Behandlung von Versicherten hingewiesen und Qualitätsverbesserungen gefordert. „Durch den demografischen und gesellschaftlichen Wandel verändern sich die Krankheiten in unserer Bevölkerung. Diese Entwicklung wird bei der Versorgungsplanung viel zu wenig beachtet“, so der Vorstandschef.


Schätzungen zufolge sind in den vergangenen neun Jahren 78 Prozent mehr Menschen an Diabetes erkrankt. Bis zum Jahr 2025 wird ein weiterer Anstieg um 50 Prozent erwartet. Grund für diese Zunahme sind die immer älter werdende Gesellschaft und der Lebenswandel. Es gibt nicht nur immer mehr Menschen mit einer sogenannten „Altersdiabetes“, auch die Faktoren Übergewicht und Bewegungsmangel verschärfen zunehmend das Problem. „Nicht ohne Grund spricht man bei Diabetes heute von einer Wohlstandskrankheit“, erklärt Ingo Kailuweit. „Auf diese Entwicklungen muss bei der Bedarfsplanung von Ärzten in Zukunft reagiert werden.“

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Denn bisher gibt es in vielen Bereichen eine Unterversorgung an ausgebildeten Fachmedizinern. Vor allem regionale Unterschiede sind das Problem: In Flächenbundesländern wie Bayern und Sachsen-Anhalt gibt es teilweise eine Unterversorgung, auf 1250 bzw. 1667 Einwohner kommt ein Facharzt. In Ballungszentren wie Berlin oder München ist die Versorgung dichter: Rein rechnerisch ist ein Facharzt für rund 909 bzw. sogar nur 625 Einwohner zuständig. Auf dem Gebiet der Rheumatologie gibt es einen gravierenden Ärztemangel. Bei einem Bedarf von zwei Rheumatologen auf 100.000 Erwachsene fehlen für eine optimale Versorgung insgesamt fast 1000 Rheumatologen bundesweit: 120 allein in Bayern. Deshalb fordert Ingo Kailuweit: „Die Bedarfsplanung muss den tatsächlichen Verhältnissen angepasst werden, das heißt bei der Ärztezulassung sind stärkere Differenzierungen nach Regionen, nach Schwerpunkten des Arztes und nach Erkrankungen der Bevölkerung erforderlich.“

Hinzu kommt, dass bei vielen Versicherten die richtige Diagnose zu spät gestellt wird. Auch die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten, Helga Kühn-Mengel (SPD), unterstützt die KKH-Allianz bei der Versorgungsforschung: „Patienten werden zu häufig nicht nach den Leitlinien behandelt, die die medizinischen Fachgesellschaften für Krankheiten festgelegt haben. Zu viele Versicherte werden dadurch zu spät an Spezialisten überwiesen, erhalten falsche Medikamente oder werden gar unnötig operiert.“ Obwohl beispielsweise bekannt ist, dass Menschen mit einer koronaren Herzerkrankung Blutverdünner wie Aspirin benötigen, haben nach einer Auswertung der KKH-Allianz über 40 Prozent der Patienten mit einer solchen Erkrankung dieses Medikament nicht erhalten. Auch bei Vorhofflimmern, einer möglichen Ursache für Schlaganfall, wurde über 32 Prozent der Patienten das notwendige Blutverdünnungsmittel nicht verschrieben. „Dabei kostet die Tagesdosis des Präparates ASS nur drei Cent, die Behandlung eines Schlaganfalles dagegen durchschnittlich 40.000 Euro“, macht Kailuweit deutlich. Deshalb fordert der Vorstandschef: „Wir brauchen in Deutschland eine fachbezogene Fort- und Weiterbildungspflicht für Ärzte!“

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