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Foto: photocase.comEinfühlungsvermögen halten viele Ärzte für wichtiger als gute Noten. Fast die Hälfte der befragten Mediziner (44,5 Prozent) würde Studienbewerber lieber auch im Hinblick auf ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten aussuchen. Auch das Studium selbst soll psychische Aspekte stärker berücksichtigen.

Mehr als acht von zehn Ärzten (82 Prozent) kritisieren, dass angehende Mediziner nur unzureichend auf den Umgang mit den Patienten vorbereitet sind. So das Ergebnis des monatlich erhobenen CompuGROUP GesundheitsMONITORs, einer repräsentativen Umfrage der CompuGROUP Holding AG, der Rhein-Zeitung und der Medical Tribune unter 440 zufällig ausgewählten Hausärzten, Kinderärzten und Gynäkologen aus dem April.

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Deutsche Mediziner hoffen auf Reformen des Medizinstudiums

Wer auf seinen Studienplatz nicht warten will, muss beste Noten vorweisen. Andere Eignungskriterien wie Einfühlungsvermögen oder Teamfähigkeit werden bislang nicht berücksichtigt. Möglicherweise spielt diese starre Bewerberauswahl eine Rolle für den derzeitigen Ärztemangel. Fast jeder zweite befragte Mediziner (44,5 Prozent) vermutet diesen Zusammenhang und hält ein neues Auswahlverfahren, das auch soziale Kompetenzen abprüft, für wünschenswert.


 

Beinahe ein Viertel der Ärzte (22,3 Prozent) hält es zudem für sinnvoll, den Numerus Clausus abzusenken. Etwa drei von zehn der Befragten (31,8 Prozent) sind der Ansicht, dass der Ärztenotstand einfach durch mehr Studienplätze behoben werden könnte.  

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Patientenansprache als Studieninhalt

Die Konfrontation mit kranken Menschen und menschlichen Schicksalen ist selbst für versierte Mediziner oft eine heftige psychische Belastung. Zudem verlangt die Auseinandersetzung mit den Ängsten und Hoffnungen der Patienten dem gesamten Praxisteam viel Einfühlungsvermögen ab. Umso fragwürdiger, dass das Studium junge Ärzte auf diese Anforderungen nicht vorbereitet. Dieser Meinung sind mehr als Dreiviertel der befragten Mediziner. 82 Prozent vermissen im Lehrplan Inhalte, die sich mit psychischen Aspekten beschäftigen. Lediglich 17 Prozent geben an, durch das Studium für den Patientenkontakt gewappnet zu sein.

Sind Arzthelferinnen die Medizinerinnen der Zukunft?  

Engagierte Medizinische Fachangestellte sind zweifelsohne die persönliche Visitenkarte einer Praxis und für ihre Chefs unverzichtbar. Doch auf die Frage, ob aus guten Arzthelferinnen auch gute Ärztinnen werden könnten, antworten die befragten Mediziner ambivalent. Mehr als die Hälfte (51,6 Prozent) ist der Ansicht, dass Medizinische Fachangestellte zum Medizinstudium durchaus zugelassen werden sollten – vorausgesetzt, sie haben den Beruf aus medizinischem Interesse ergriffen.

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Fast ebenso viele Ärzte trauen ihren Angestellten eine weitergehende medizinische Kompetenz nicht zu: 47,3 Prozent finden es schlichtweg unrealistisch, dass eine Medizinische Fachangestellte das Fach studiert.

Bachelor-Studiengang kein Thema für deutsche Ärzte

Was in Wirtschaftsberufen als  Befähigung gilt, scheint für den Ärztestand bislang keine Rolle zu spielen: die Einführung eines medizinischen Bachelor- oder Masterstudiengangs. Nur verschwindende 1,4 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, das Medizinstudium dahingehend zu reformieren. Etwa jeder zehnte Arzt (12,5 Prozent) weiß nicht einmal, was ein Bachelor ist. Hingegen sind sich Dreiviertel der Mediziner einig, dass der Bachelor-Studiengang als ‚Medizin-light-Studium’ zu werten ist, das ‚kein Mensch braucht’.

Zukunftsaussichten für Ärzte weiterhin umstritten

Die meisten Ärzte ergreifen ihren Beruf aus Überzeugung und können sich keine andere Tätigkeit vorstellen. Daran hat sich nichts geändert, wohl aber an den beruflichen Perspektiven innerhalb unseres Gesundheitssystems. Entsprechend zwiegespalten fielen die Antworten auf die Frage aus, ob man seinen Kindern, Neffen oder Nichten zu einem Medizin-Studium raten würde. Immerhin antwortet mehr als die Hälfte der Befragten (51,1 Prozent) mit ‚Ja, unbedingt’. Die Begründung für diesen Optimismus: Der Arztberuf sei ein erfüllender Beruf, der gleichzeitig Sicherheit vermittle. Fast jeder zweite Mediziner (48,2 Prozent) jedoch würde seinem Familiennachwuchs den eigenen Beruf nicht ans Herz legen. Dafür seien die Aussichten derzeit einfach zu schlecht.

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