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Foto: aboutpixel.de - Christoph Ruhland Ein „telefonisches Tandem“ soll dazu beitragen, Helfenden zu helfen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) fördert zwei Jahre lang im Rahmen der Ressortforschung zum „Leuchtturmprojekt Demenz“ das Projekt „Tele.TAnDem – Telefonische Therapie für eine Kurzzeitintervention zur Ressourcenförderung bei häuslich betreuenden Angehörigen”.

In Deutschland leben heute laut Bundesgesundheitsministerium rund 1,1 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Bis zum Jahr 2030 wird sich diese Zahl auf ca. 1,7 Millionen erhöhen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Wilz und Prof. Dr. Renate Soellner wird seit Juli 2008 bis 2010 erforscht, in welchem Maße pflegenden Angehörigen die Belastungen im Umgang mit demenzkranken Verwandten durch gezielte telefonische Beratung erleichtert werden kann. Gabriele Wilz leitet am Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft der TU Berlin das Fachgebiet Klinische und Gesundheitspsychologie, Renate Soellner an der FU Berlin den Arbeitsbereich Evaluation, Qualitätssicherung und -management in Erziehungswissenschaft und Psychologie. 

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Die Zeiten, in denen Familien über mehrere Generationen hinweg gemeinsam in einem Haushalt lebten und einander unterstützten, gehören hierzulande meist der Vergangenheit an. Dennoch werden die meisten älteren Menschen heute größtenteils von Familienangehörigen gepflegt. „Zahlreiche Untersuchungen haben in den vergangenen drei Jahrzehnten aufgezeigt, dass insbesondere pflegende Angehörige von Demenzkranken ein erhöhtes Risiko haben, gesundheitliche Beeinträchtigungen zu entwickeln“, sagt Prof. Gabriele Wilz. Zu 70 Prozent seien Frauen die Pflegenden, bei ihnen würden häufig Ängste und depressive Störungen diagnostiziert. „Alle nationalen wie internationalen medizinischen Leitlinien fordern eine adäquate Schulung und Unterstützung der pflegenden Angehörigen als integralen Bestandteil der Behandlung von Demenzen“, sagt Gabriele Wilz. 

Während des Projektes soll eine ökonomische, unter Alltagsbedingungen durchführbare innovative psychotherapeutische Intervention für pflegende Angehörige von Demenzkranken auf ihre Wirksamkeit getestet werden. Die Angehörigen sollen darin unterstützt werden, akute Probleme zu lösen, und ihre eigenen Ressourcen zu stärken. „So soll das subjektive Belastungserleben reduziert werden, und wir hoffen, positiv auf depressive Symptome, Körperbeschwerden und die Lebensqualität der Angehörigen einzuwirken“, beschreibt Prof. Gabriele Wilz das Ziel des Projektes. Im Unterschied zu bisherigen Programmen, etwa der Gruppenbetreuung von Angehörigen, erhoffen sich die Psychologinnen auch, mehr betroffenen Angehörigen besser zu helfen. „Bei Gruppentherapien haben viele Angehörige Schwellenangst, ein solches Angebot überhaupt anzunehmen. Außerdem fehlt ihnen häufig die Zeit dazu – schließlich können sie demente Verwandte eigentlich nie allein lassen“, erläutert Prof. Gabriele Wilz die Idee. 

Ausbruch aus der sozialen Isolation 

Die Intervention besteht aus insgesamt sieben Terminen. Zunächst werden in einem ersten, etwa zweistündigen persönlichen Gespräch die Probleme der Probandin analysiert und Ziele zu deren Lösung definiert. Außerdem wird aufgezeigt, wie diese Probleme gelöst werden können.

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