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Mithilfe einer speziellen Ultraschall-Technik können Ärzte mit bis zu 100-prozentiger Sicherheit einen erkrankten Herzmuskel von einem erkrankten und verkalkten Herzbeutel unterscheiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) veröffentlichte Studie.

Für ihre Erkenntnisse zur sicheren Diagnose zweier seltener Herzkrankheiten mit der echokardiografischen Gewebedoppler-Analyse verleiht die Fachzeitschrift den Autoren den DMW Walter-Siegenthaler-Preis.

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Bei etwa der Hälfte der Patienten mit einer Herzschwäche füllt sich die Herz­kammer während der Entspannungsphase verlangsamt oder unvollständig. Meist ist der Herzmuskel verdickt, etwa bei Bluthochdruck. Seltene Ursache für eine sogenannte diastolische Herzschwäche ist die konstriktive Perikarditis (CP). Hierbei ist der Herzbeutel entzündet oder verkalkt („Panzerherz“). Ebenfalls selten ist eine restriktive Kardiomyopathie (RCM), bei der sich krankhafterweise Eiweiße im Herzmuskel ablagern. Nicht mehr als fünf von 10 000 Menschen leiden an diesen seltenen Herzkrankheiten.


„Die Unterscheidung ist aufgrund ähnlicher Symptome meist schwierig“, so Erstautor Dr. med. Thomas Butz, Oberarzt der Kardiologie und Angiologie am Marienhospital Herne. Denn bei beiden Krankheiten füllen sich die linke oder auch beide Herzkammern nicht ausreichend mit Blut. Das Herz pumpt zu wenig Blut in den Körper, sodass es sich in den Venen vor dem Herzen staut. In der Folge kann sich Wasser im Gewebe sammeln, die körperliche Leistung ist vermindert und der Patient verspürt Atemnot.

In ihrer preisgekrönten Arbeit untersuchten die Forscher, ob der Gewebedoppler-Ultraschall sich eignet, um diese sehr ähnlichen Herz­­krank­heiten zu unterscheiden. Die Methode ermöglicht es, das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Bewegung des Herzmuskels, insbesondere in der Entspannungsphase des Herzens, genau zu messen. Anhand der Daten von 34 Patienten, davon 20 mit einer CP und 14 mit einer RCM, gelang es Butz und seinen Kollegen deutliche Unterschiede zwischen den Krankheitsbildern auszumachen. Ausschlaggebend war dabei die Geschwindigkeit, mit der sich der „Mitralring“ – ein Bestandteil des Herzens im Bereich der Klappe zwischen linkem Vorhof und der linken Herzkammer – bewegte.

„Wir empfehlen deshalb eine routinemäßige Messung mittels Gewebedoppler-Analyse etwa bei Patienten mit Herzschwäche und insbesondere mit Rechtsherzinsuffizienz. Denn ihnen können wir gezielt helfen. Der verkalkte Herzbeutel eines Panzerherzens kann operativ entfernt werden, und auch bei RCM gibt es neue, vielversprechende Therapieansätze“, folgert Butz.

Die unabhängige Fachjury des DMW Walter-Siegenthaler-Preises prämiert die Arbeit „Konstriktive Perikarditis oder restriktive Kardiomyopathie? – Die echokardiografische Gewebedoppler-Analyse“ (DMW 2008, 133 [9]: 399–405) auch wegen der Teilnehmerzahl: „Gemessen an der geringen Häufigkeit der Erkrankungen sind 34 Patienten eine relativ große Gruppe“, so Professor Dr. med. Martin Middeke, Vorsitzender der Jury in seiner Laudatio. Die Gutachter lobten außerdem das klare Studiendesign, die Methodik und die statistische Analyse. Die Arbeit erbrachte wichtige Daten zu einem insgesamt seltenen Krankheitsbild mit erheblicher therapeutischer Bedeutung, so Professor Middeke.

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