Das deutsche Gesundheitswesen krankt: es ist zu bürokratisch, zu unflexibel und - vor allem - viel zu teuer. Dieses Problem beschäftigt jedoch nicht nur Mediziner und Gesundheitspolitiker. Am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist gerade ein Forschungsprojekt zur [...]

[...] betrieblichen Gesundheitsvorsorge gestartet, das sich mit vorbeugenden Maßnahmen zu physischen und psychischen Belastungen im Arbeitsleben befasst und so langfristig helfen kann, Behandlungskosten einzusparen.
Der Inhaber des Lehrstuhls für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Jenaer Universität leitet das Projekt. "Die Beschäftigten arbeiten unter immer stärkerem Zeit- und Leistungsdruck und riskieren dabei ihre körperliche Gesundheit." Zwar habe das auch das Management erkannt, dennoch gebe es eine Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten im betrieblichen Gesundheitsschutz. Das gelte vor allem für vorsorgende Maßnahmen. "Hier gibt es ein großes ungenutztes Potential für Kostensenkungen im Gesundheitssystem", ist der Soziologe der Universität Jena überzeugt.

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2009 geförderten Forschungsprojekts wird in drei Unternehmen aus Thüringen und Sachsen zunächst der Bedarf an konkreten Gesundheitsschutzmaßnahmen ermittelt. Anschließend soll die betriebliche Gesundheitsvorsorge verbessert und wissenschaftlich begleitet werden. Dabei setze man ganz gezielt auf die Zusammenarbeit mit den Interessenvertretern der Arbeitnehmer, etwa den Betriebsräten.

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Das neue Forschungsprojekt fügt sich in die künftige Schwerpunktsetzung der Friedrich-Schiller-Universität ein, sich interdisziplinär mit den Folgen alternder Gesellschaften zu beschäftigen. Nach Einschätzung der Jenaer Soziologen werden sich die Anforderungen an die Arbeitsgestaltung in den kommenden Jahren in starkem Maße ändern. Vor allem gesundheitliche Belange älterer Beschäftigter rücken dabei in den Vordergrund. "In Ostdeutschland werden die Arbeitgeber mit diesem Phänomen übrigens viel früher konfrontiert sein als im Westteil des Landes", so Prof. Dörre. "Aus eigenen Studien wissen wir, hier hat die massive Deindustrialisierung und Schrumpfung bei den heutigen Industrieunternehmen in der Regel für eine Konzentration der Beschäftigten im mittleren und höheren Alter gesorgt."

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