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Am 8. Februar 2014 kündigte der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer die Gründung der Europa-Hochschule Rottal-Inn mit Sitz im niederbayerischen Pfarrkirchen an. Gelehrt werden sollten die Studienfelder Technik, Marketing und Gesundheitsmanagement. Zur notwendigen Ausdifferenzierung erarbeitete die Technische Hochschule Deggendorf (THD), dessen 2. Hauptstandort Pfarrkirchen werden soll, ein Konzept, nach dem das Studium mit Schwerpunkt Erster Gesundheitsmarkt und IT, schwerpunktmäßig in englischer Sprache durchgeführt werden soll.

Zur Deckung des Bedarfs an Fachpersonal im deutschen Gesundheitsmarkt sollen dazu insbesondere auch Studenten aus Tschechien, Polen und Österreich gewonnen werden. Am 9. September 2014 beschloss der Bayerische Ministerrat - nicht zuletzt unterstützt durch das privatwirtschaftliche Unternehmer-Netzwerk Xundland e.V. (UNX) - das  deutlich abgespeckte Anstarten im Studienfeld „Gesundheit“ mit 200 Studenten. Die notwendigen Haushaltsmittel für 2015/2016 werden eingestellt. Zum Studienfeld Technik sind noch Hausarbeiten der konkurrierenden Hochschulen in Deggendorf und Rosenheim zu leisten.

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Um sowohl die Bodenhaftung, den Praxisbezug und die Integration der neuen Hochschule vorzubereiten, initiierte das Unternehmer-Netzwerk die Unterstützung durch die regionale Gesundheitswirtschaft, den Gesundheitstourismus sowie der potentiellen Studieninteressenten mit ihrem Umfeld für das Studienfeld Gesundheit. UNX will mit der Gesundheitsregion Xundland Vils-Rott-Inn die Abhängigkeit der Region von PKW, Chemie und GKV verringern und neues Gästeklientel und neue Umsatzmöglichkeiten in der Region erschließen. Dies unterstrich die Stellvertretende Vorsitzende des Unternehmer-Netzwerkes Regina-Maria Westenthanner auf der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung der im Juli durchgeführten Online-Umfrage in Pfarrkirchen: „Der Hochschul-Ableger ist eine Goldgrube. Im Studienfeld Gesundheit kann er als künftige Brücke zwischen Praxis- und Lehre sowie zwischen Ersten und Zweiten Gesundheitsmarkt wirken. UNX ist bestrebt, die Integration des Standortes in unser regionales Cluster zu fördern und die regionalen Notwendigkeiten und Wünsche an Bachelorstudiengänge einzubringen.“


Mit Prof. Dr. Horst Kunhardt von der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) verständigten sich deshalb die Xundland-Initiatoren bereits im April zügig auf eine Zusammenarbeit. Am 3. Juni 2014 wurde als Einstieg eine Netzwerkkonferenz mit den Akteuren aus Gesundheitswirtschaft und -tourismus sowie Schulvertretern in Bad Birnbach durchgeführt. Die Ergebnisse des Open Space mit knapp 70 Akteuren waren ein erstes Signal für die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des bisherigen Start-Konzeptes der geplanten Hochschule.

Im Juli fand in einem zweiten Schritt eine gemeinsame Online-Umfrage in der Region zur  weiteren Ausgestaltung des Studienfeldes Gesundheit statt. Die Umfrageergebnisse wurden nun am 9. September 2014 in Pfarrkirchen zusammen mit Prof. Dr. Kunhardt vorgestellt. An der im Auftrag des Netzwerkes durch die dostal & partner management-beratung gmbh, Vilsburg, realisierten Online-Umfrage in der Region Vils-Rott-Inn, brachten sich 626 Teilnehmer ein. Die 218 teilnehmenden Unternehmen, Betriebe und Praxen (34,8 Prozent) decken immerhin etwa 7 - 8 Prozent der regionalen Akteure ab. An zweiter Stelle folgen 212 Schüler (33,5 Prozent). Die übrigen Teilnehmer waren Lehrer (11,5 Prozent), es folgen mit 8 Prozent die Eltern und mit 7,8 Prozent gewählte Mandatsträger und Öffentliche Hand.

Gabriele Dostal, Leiterin der Vilsbiburger Marktforschung, stellte die Ergebnisse im Einzelnen vor und führte u.a. aus: „Die Unternehmen, Betriebe und Praxen sind sich der Bedeutung der internationalen Gesundheitswirtschaft und der internationalen Zusammenarbeit bei Ausbildung und Studium bewusst. Der Wunsch nach ausschließlich in Englisch durchgeführten Bachelorstudien ist mit 7,5 Prozent allerdings gering.“ Dies ist verständlich: Immerhin wollen über die Hälfte von ihnen auch Praktika oder Themen für Bachelorarbeiten anbieten (51,8 Prozent). Es überrascht daher auch nicht, dass 92,1 Prozent der Befragten der geplanten Hochschule etwas Positives abgewinnen.

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Als Begründungen listete Frau Dostal auf: „Eine positive wirtschaftliche Entwicklung, eine steigende Wissenschaft- und Gesundheitskompetenz, einen generellen Imagegewinn. Durch die Heimatnähe des Studienortes erwarten zahlreiche Teilnehmer einen positiven Demographie-Effekt. Ebenso Innovationsimpulse und mehr qualifizierte Arbeitskräfte. Nur einige wenige befürchten Preissteigerungen und Probleme rund um's Studium.“ Dieses regionale „Mitziehen“ von Akteuren und Interessenten zeigen auch die Antworten zu den gewünschten Bachelor-Studiengängen. Insbesondere die vier favorisierten Bachelor-Studiengänge „Individuelles Gesundheitsmanagement und Motivationspsychologie“, „Individuelle Prävention und Wirksamkeitsforschung“, „Betriebliches Gesundheitsmanagement mit Angeboten aus dem Ersten und Zweiten Gesundheitsmarkt“ und „Gesundheitskommunikation und -tourismus (inkl. Bäderwesen)“, bieten durch die Zuwendung zum 2. Gesundheitsmarkt die Chance einer Ausdifferenzierung abseits der Fremdsprache Englisch, so Gabriele Dostal.


„Dieses regionale Feed-back haben wir deshalb bereits an das zuständige Kultusministerium in München weitergereicht. Die Aufbruchstimmung in der Region ist spürbar. Die Studienangebote werden zu einer Neuorientierung und einer Repositionierung der gesamten Region führen. Das hier erstmalig eine breite Öffentlichkeit die Möglichkeit hatte, das Konzept mitzugestalten, ist ganz hervorragend. Jetzt kommt es darauf an dies mit den internationalen Partnern abzusprechen. Wir werden versuchen, eine gleiche Online-Umfragen auch an den Partner-Universitäten zusammen mit Frau Dostal durchzuführen um deren Bedarfe abzuklären. Sicher ist, dass im Herbst 2015 das Wintersemester mit dem ersten Bachelor-Studiengang 'International Health & Medical Tourism' begonnen wird“, so Prof. Dr. Kunhardt in seinem Resumée.

Bürgermeister a.D. Georg Riedl, Initiator der zukünftigen Hochschule, äußerte erfreut über die UNX-Initiative ebenso wie über die große Anzahl der Teilnehmer. Er wies darauf hin, dass es mit Universitäten von mittlerweile vier Ländern zahlreiche Vorgespräche gab, zuletzt eine erste Professorenrunde zum Studienfeld Gesundheit in Deggendorf zu Beginn der Woche. Die Wünsche dieser Partner müssten ebenfalls berücksichtigt werden. Seiner Einschätzung nach sind Gesundheit und Tourismus ein Wachstumsmarkt. „Der Selbstzahler stellt allerdings im Zweiten Gesundheitsmarkt wesentlich höhere Ansprüche als der Kassenpatient. Daher müssen alle, die sich auf dem Markt behaupten wollen an Wissen und Kompetenz dazugewinnen. Kompetenz, das Wissen in die Praxis umzusetzen ist wichtig. Wissen allein genügt nicht“, so Riedl.

Aus Sicht des Vorsitzenden des Netzwerkes, Adrian W.T. Dostal, ist es Xundland gelungen eine ganze Region zu mobilisieren. Das JA hat die Entscheidung befördert. Er fuhr abschließend fort: „Xundland hat sich als Sprachrohr der Gesundheitswirtschaft und des Gesundheitstourismus der Region etabliert. Der zweite Gesundheitsmarkt ist in seiner Bedeutung erkannt. Die gewünschten Bachelorstudiengänge auch zum Zweiten Gesundheitsmarkt müssen bei der weiteren Ausgestaltung berücksichtigt werden. Den Schulen fällt erkennbar neben den Betrieben und Praxen eine zentrale Rolle für die Akzeptanz und Verankerung der Hochschule zum Studienfeld Gesundheit zu. Die internationalen Partner bauen ihr Gesundheitssystem allerdings z.T. noch auf bzw. kennen in dem Sinne noch keinen Zweiten Gesundheitsmarkt. Die Hochschule sollte sich an der Leuchtturmfunktion der Region ausrichten und dann international handeln. Das Unternehmer-Netzwerk Xundland wird deshalb in den nächsten Monaten zu einzelnen Cluster-Konferenzen einladen und dabei auch die Umfrage-Ergebnisse den Akteuren und Interessenten vorstellen.“

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