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Laut (N)Onliner Atlas 2012 erreicht die Internetverbreitung in Deutschland eine neue Rekordmarke: Mit fast 55 Mio. Internetnutzern liegt man deutlich über der 50 Millionen-­Marke. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von etwa 75 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr 2010 entspricht das einer erneuten Zunahme um etwa 6 Prozentpunkte. Besonders beachtenswert ist dabei der Zuwachs der Über-­60-­Jährigen: 60 Prozent der Bevölkerung in diesem Alterssegment sind inzwischen online, und fast jeder Dritte Über-­70-Jährige.

Nach den Erkenntnissen der ARD/ZDF-­‐Online Studie werden auch soziale Netzwerke immer beliebter. FMehr als 45 Prozent der deutschen Internetnutzer besitzen ein eigenes Profil in einer Social Community . Deutlich angestiegen ist auch die Nutzung sogenannter mobiler Endgeräte: Aktuell gehen 20 Prozent der Onliner von Unterwegs ins Netz. Ebenfalls fast 20 Prozent der deutschen Onliner nutzen Apps auf ihren Smartphones oder Tablet-­‐PCs.

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Vor dem Hintergrund dieser hohen und weiter zunehmenden Online-­‐Affinität der Bevölkerung in allen Altersgruppen ergibt sich folgende Frage: Eine Kommunikation über das Netz eignet sich wie bei vielen anderen Dienstleistungen ohne Zweifel auch für eine zeitgemäße, schnelle und unkomplizierte Verbindung zwischen Ärzten und Patienten. Woran mag es liegen, dass bisher so wenige Ärzte diese Möglichkeiten für sich und ihre Praxis nutzen? Klar, der persönliche Kontakt zwischen Ärzten und Patienten spielt in der medizinischen Praxis eine große Rolle. Und, auch beim letzten Quantensprung in der Erweiterung der Kommunikationskanäle, nämlich bei der Einführung des Telefons zum ausklingenden 19. Jahrhundert, hat es auch eine Weile gedauert.


Laut diverser Statistiken haben 90 % der Ärzte Zugang zum Internet und wiederum über 90% dieser Ärzte nutzen das Netz auch für die Kommunikation mit Familienmitgliedern und Freunden. Umso überraschender: Nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von Ärzten nutzen online Medien regelmäßig zur ergänzenden Kommunikation und zum Austauschen von Informationen mit ihren Patienten. Terminvereinbarungen, Rezeptbestellungen, Anamneseerhebungen und Sprechstunden – nur eine Auswahl der Aktivitäten, die online denkbar sind und praktisch schon heute online abgewickelt werden können. Die abwartende Haltung der Ärzte wirkt inkonsequent. Und sie birgt Gefahren. Die heutigen Nutzer erwarten von ihrem Dienstleister das Angebot zur Online-­‐ Kommunikation als ergänzenden Zugang. Bei der Auswahl des Anbieters und bei der Nutzung der Angebote ist das heute selbstverständlich. Analogien gibt es genug, auch aus vergleichbar datensensiblen Bereichen wie zum Beispiel dem Online-­‐Banking. Warum soll die Arztpraxis hier eine Ausnahme sein? In Verbindung mit einer Website wäre sogar die Grundlage für das Finden und Binden neuer Patienten im Netz geschaffen.

Die Ärzte selbst sehen das im Gegensatz zu ihren Patienten bisher noch restriktiv. Nur die wenigsten sind Innovatoren und bieten ihren Patienten diese in anderen Marktsegmenten und anderen Ländern als selbstverständlich geltenden Services. Mit zunehmender Bewegung im Markt nähert sich der Punkt, an dem diese abwehrende Haltung beginnt, Wettbewerbsnachteile nach sich zu ziehen. Die These: Ärzte, die für ihre Patienten online nicht erreichbar sind, sind nicht mehr zeitgemäß und werden deutlich weniger Zulauf erfahren.


Ein Déjà-­‐vu: Auch als das Telefon in den 1870er Jahren auf den Markt kam, standen Ärzte dem neuen Kommunikationsmittel mit gemischten Gefühlen gegenüber. Viele zeigten sich besorgt, dass sie demnächst mit einer Flut von Patienten zu rechnen hätten, die unverbindlichen und vergleichsweise oberflächlichen medizinischen Rat per Telefon suchen. Schließlich gab es Bedenken zur Vertraulichkeit von telefonischen Beratungen -­‐ das „Fräulein vom Amt“ könnte ja mithören. Erst ab Mitte der 20er Jahre war das Telefon fester Bestandteil jeder Arztpraxis. Heute könnte sich sicherlich kein Arzt den Alltag ohne Telefon vorstellen, viele Patienten wohl ebenfalls nicht. Und das gilt durchaus auch für die älteren Bevölkerungsteile. Das oft gehört Vorurteil von Ärzten, wonach ältere Patienten eine Scheu vor dem Austausch per Telefon haben, ist überholt. Die Älteren von heute sind eben nicht die Älteren von früher.

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Man muss einfach feststellen: Ein Jahrhundert weiter stehen wir unmittelbar vor einer vergleichbaren und nicht minder einschneidenden Veränderung im Bereich der Kommunikationstechnologie, die weitreichende Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Arzt und Patient sowie die Abläufe in der medizinischen Praxis haben wird.

Ganz sicher auch mit ähnlichen Chancen: Online-­‐Kommunikation sorgt für erhebliche Effizienzgewinne und steigert den Komfort für Patienten und Praxis. Denn was hindert denn häufig die Kommunikation zwischen dem Praxisteam und seinen Patienten? Die simple Tatsache, dass Ärzte und Praxispersonal viel zu tun haben und daher häufig nur schwer erreichbar sind. Auf der anderen Seite haben auch viele beruflich stark geforderte Patienten ihrerseits enge Zeitfenster. Warum nicht die Online-­‐Kommunikation nutzen, um unabhängig von Praxisauslastung und –öffnungszeiten miteinander zu kommunizieren? Einfach so, wie in vielen anderen Lebensbereichen schon längst bewährte und etabliert. Für innovative Ärzte ist das eine vielversprechende Option, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes um die Zukunft ihrer Praxis geht.

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