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In einem Memorandum an die Bundesregierung fordern sechs Sozialorganisationen eine neue Kultur des Zusammenlebens. Angesichts des demographischen Wandels gilt es, Strukturen zu schaffen, die das selbstbestimmte Wohnen und Leben älter werdender Menschen in ihrem vertrauten Wohnumfeld möglichst dauerhaft gewährleisten.

Der aktuelle Boom im Pflegeheimsektor sei weder finanziell noch sozialpolitisch eine haltbare Antwort. Wohn- und Assistenzmodelle, die ein Zusammenwirken von Bewohnern, Familienangehörigen, Nachbarn, Ehrenamtlichen und sozialen Diensten ermöglichen, seien die zukunftsfähige Antwort auf die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur.

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Verantwortlich für das Memorandum ist das Netzwerk „Soziales neu gestalten“ (SONG), dem die Bremer Heimstiftung, die CBT- Caritas- Betriebsführungs- und Trägergesellschaft Köln mbH, das Evangelische Johanneswerk e.V. (Bielefeld), die Stiftung Liebenau, die Bank für Sozialwirtschaft AG und die Bertelsmann Stiftung angehören. Die Organisationen wenden sich gegen die herkömmliche Versorgungslogik und fordern unterstützende Assistenzsysteme.


„Die herkömmlichen Versorgungskonzepte im Sinne eines Lebens in Angewiesensein auf Angehörige oder in Form eines Aufenthaltes in spezialisierten Alten- und Pflegeeinrichtungen sind allein nicht mehr ausreichend“, sagte Alexander Künzel, Sprecher des Netzwerkes SONG und Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung, bei der Vorstellung des Memorandums in Berlin. Benötigt würden Strukturen, die eine aktive Teilhabe im Alter ermöglichen sowie die Selbst- und Mitverantwortung des Einzelnen einfordern. Dabei setzen sich die Sozialorganisationen für eine Stärkung der kommunalen Ebene ein.


Wohnmodelle der Zukunft basierten darauf, die Herausforderungen, die aus Hilfs- und Pflegebedürftigkeit erwüchsen, innerhalb von Quartieren und alltagsnahen Wohn- und Lebensräumen zu bewältigen, sagte Projektpartner Franz J. Stoffer von der CBT. Solche Modelle böten den Bewohnern normale, barrierefreie Wohnungen unterschiedlicher Größe in Wohnhäusern, die in den jeweiligen Stadtteilen integriert sind. Ebenfalls könnten die Bewohner dort vielfältige Begegnungsmöglichkeiten über Generationen hinweg gemeinsam schaffen und nutzen. Bei Hilfebedarf würden die individuellen Unterstützungsnetzwerke sowie Angebote professioneller Dienstleistungsunternehmen in gegenseitiger Ergänzung greifen.


Alle Wohnmodelle seien darauf ausgerichtet, dass die Quartiersbewohner mit anderen – für sich und die Gemeinschaft – etwas tun, um damit eine verlässliche Beheimatung und gegenseitige Sorge im Wohnquartier zu ermöglichen, sagte Künzel. Die qualifizierte Unterstützung, fachliche Begleitung und lokale Vernetzung der Akteure seien unerlässliche Voraussetzungen für tragfähige Beziehungs- und Hilfearrangements.

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Zur Finanzierung dieses Sozialmanagements gebe es – wie die Modellprojekte zeigen – unterschiedliche Möglichkeiten: Beiträge der Bewohner, der Kommunen, der Wohnungswirtschaft und der Bürgerschaft oder Quersubventionierungen der Träger selbst. Damit das Management von Lebensräumen zum Älterwerden in Quartierslösungen bundesweit entstehen kann, genüge dies nicht. Es sei eine öffentliche Regelfinanzierung erforderlich.


Im Vergleich zu herkömmlichen Wohn- und Betreuungsformen, so zeigt eine im Rahmen des Netzwerks SONG durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung, bieten die Quartierslösungen folgende Vorteile: Ausgeprägtes soziales Miteinander und intensivere Kommunikation, Stärkung der eigenen Fähigkeiten und Ressourcen, bessere Gesundheitsentwicklung mit geringerem Hilfebedarf, Förderung und stärkere Inanspruchnahme von Nachbarschaftshilfen, Entwicklung von persönlichen Netzen, positive Integration aller im Quartier lebenden Personen, messbare Einsparungen für Bürger und insbesondere für die öffentlichen Kostenträger.

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