Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) verlieh den diesjährigen Heinrich-Dräger-Preis für Intensivmedizin an Frau Dr. med. Tanja Johannes, Klinik für Anaesthesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Tübingen und an Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Martin Westphal, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin des Universitätsklinikums Münster.

Gestiftet wurde dieser Preis von der Dräger Medical AG & Co. KG. Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender der Drägerwerk AG, überreichte den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Preis im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des DAC.

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Der Preis

Mit dieser jährlichen Ehrung werden bedeutsame wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Intensivmedizin ausgezeichnet, die erstmals in dem der Preisverleihung vorhergehenden Jahr in inländischen oder ausländischen wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert oder von einer dieser Zeitschriften zur Publikation angenommen wurden. In diesem Jahr wurden zwei wissenschaftliche Arbeiten gleichermaßen gewürdigt. Sowohl der Beitrag von Frau Dr. Johannes unter dem Titel: „Acute Decrease in Renal Microvascular PO2 during Acute Normovolemic Hemodilution“ als auch die Publikationssammlung von Herrn PD Dr. Westphal zum Thema: „Pathophysiologische Veränderungen und innovative Therapieoptionen bei akutem Lungenschaden“.

Die Preisträger

Die 32-jährige Preisträgerin Dr. Tanja Johannes hat sich bislang mit verschieden Fragestellungen zur Untersuchung physiologischer und pathophysiologischer Veränderungen der Oxygenierung in der Niere beschäftigt. Im Rahmen eines knapp dreijährigen Forschungsaufenthaltes am Academic Medical Center der Universität Amsterdam erforschte die Arbeitsgruppe um Dr. Johannes unter anderem den Einfluss der akuten normovolämischen Hämodilution (ANH) auf die Oxygenierung der Rattenniere. Die vorliegende Arbeit lässt die Folgerung zu, dass es während Hämodilution bereits in einem frühen Stadium zur kritisch limitierten Sauerstoffversorgung des Nierengewebes kommt und zwar bedingt durch die Kombination einer Zunahme des Sauerstoffverbrauchs, einer verringerten Sauerstoffzufuhr und eines intrarenalen Sauerstoffshunts. Dies ist von besonderer klinischer/intensivmedizinischer Bedeutung, da immer mehr Studien zeigen, dass die Hämodilution einen Risikofaktor für die postoperative renale Dysfunktion darstellt.

Die Münsteraner Arbeitsgruppe um Priv.-Doz. Dr. Martin Westphal erforscht in enger Kooperation mit der University of Texas Medical Branch (UTMB) at Galveston, Texas, USA und dem Universitäts¬¬klinikum Rom „La Sapienza“ Entstehungs¬mechanismen und zielgerichtete Therapiestrategien des akuten Lungenschadens (ARDS) bei Sepsis und systemischen Entzündungsreaktionen (SIRS). Im Rahmen seiner Publikationssammlung stellt der 36-jährige Priv.-Doz. Dr. Westphal zunächst neue (sub-) zelluläre und strukturelle Veränderungen beim ARDS vor und widmet sich anschließend viel versprechenden Behandlungsoptionen. In umfangreichen präklinischen Experimenten hat er dabei den Stellenwert von Vitamin E, aktiviertem Protein C und einem selektiven Inhibitor der induzierbaren Stickstoffmonoxidsynthetase evaluiert.

In einer prospektiven, randomisierten klinischen Studie wurden von ihm ferner die Effekte von Levosimendan auf die Organfunktion bei septischen Patienten mit ARDS untersucht. Levosimendan ist ein sog. „Calciumsensitizer“, der sowohl die Herzleistung als auch den globalen Sauerstofftransport verbessert und damit dem kardiopulmonalen Versagen in der Sepsis effektiv entgegenwirkt. Besonders bei intensivmedizinischen Erkrankungen, die mit einem ausgeprägten Lungenschaden assoziiert sind, tragen diese Erkenntnisse zur Identifizierung neuer therapeutischer Zielgrößen bei und eröffnen hiermit die Beschreitung zielgerichteter und innovativer Behandlungsstrategien.

 

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