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Parallel zum großen Schwung an neuen Fusionen und Übernahmen im Biotech-Sektor werden bereits bestehende Partnerschaften und Allianzen mit Biotech-Firmen durch direkte Akquisitionen weiter verfestigt. So hatte beispielsweise Merck & Co. vor der Übernahme von GlycoFi bereits eine Partnerschaft etabliert, und Genzyme hatte vor der Akquisition durch Bioenvision gemeinsam mit diesem Unternehmen ein Krebsmedikament entwickelt. Ebenso verfügten AstraZeneca und Pfizer im Vorfeld der jeweiligen Übernahmen über Lizenzvereinbarungen mit Cambridge Antibody bzw. mit Meridica.Der Vorteil solcher Umwandlungen von Allianzen in Akquisitionen ist die kulturelle Kompatibilität,“ meint Gopinathan. „Und die beim Käufer bereits vorhandenen Kenntnisse über Produkte und Strukturen beim Übernahmekandidaten bilden eine gute Grundlage für die künftige Zusammenarbeit.“ Daraus lässt sich schließen, dass Biotech-Unternehmen mit bestehenden Allianzen und Lizenzvereinbarungen willkommene Akquisitionsziele sind, wobei vor allem letzteres Kriterium in Zeiten knapper Kredite immer mehr an Bedeutung gewinnt. Gleichzeitig hat die Kreditklemme bei vielen Biotech-Firmen zu einem Wertverfall von rund 30 Prozent geführt, was gerade kleine und mittelständische Unternehmen zum leichten Übernahmeziel macht, da diese zudem unter Schuldenlasten und einem Mangel an Neuemissionen leiden.
„Neben weiteren Fusionen und Übernahmen im Pharma-Biotech-Bereich ist in den nächsten Jahren auch mit einer Vielzahl an M&A-Deals zwischen einzelnen Biotech-Unternehmen zu rechnen“ Gopinathan weiter. „Das liegt vor allem am potenziellen Markteintritt von Biogenerika/Biosimilars, aber auch an der Notwendigkeit großer Biotech-Firmen, durch neue Produkte und den Ausbau ihrer Produktlinien ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.“ So verschaffte sich beispielsweise Genzyme durch die Übernahme von AnorMED Zugang zum Stammzellentransplantationsprodukt Mozobil. Amgen erweiterte durch die Akquisition von Ilypsa & Alantos Pharmaceuticals ihr Portfolio um die Bereiche Nierenerkrankungen, Diabetes und Entzündungskrankheiten. Gilead Sciences übernahm Myogen, um auf deren Blutdrucksenker zugreifen zu können, und auch die jüngste Akquisition von CV Therapeutics durch Gilead Sciences für 1,40 Milliarden US-Dollar macht das große Interesse großer Biotech-Firmen an Mega-M&As deutlich. Und denno
ch gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Biotech-Riesen wie Gilead Sciences, Biogen-Idec, Celgene oder Genzyme wiederum von Pharmagiganten geschluckt werden.
Nachhaltiges Geschäftsmodell für Biotech
Angesichts des fortschreitenden Trends zur Übernahme von Biotech-Firmen, die über Produkte im Früh- oder Spätstadium der klinischen Entwicklung verfügen, scheinen für kleinere und mittlere Biotech-Unternehmen kaum Möglichkeiten zu bestehen, sich nach dem Vorbild von Amgen oder Biogen-Idec zu voll integrierten Playern zu entwickeln. Außerdem gilt die Akquisition bei Risikokapitalgebern, über die sich die meisten Start-ups in der Biotech-Branche finanzieren, als rentable Exit-Strategie. {loadposition position-10}