Interview mit Dipl. Ing., Dipl. Wirtsch.-Ing. Werner Schiller
Werner Schiller ist Spezialist für Energietechnik und verfügt über jahrelange Erfahrung im Anlagenbau für kommunale und industrielle Bauvorhaben. Er fungiert als Geschäftsführer der in München ansässigen BASE-ING. GmbH, einer Tochtergesellschaft der international tätigen BASE GRUPPE, die sich als Entwickler, Berater und Investor insbesondere in den Märkten Energie und Gesundheit versteht.

Auf dem 7. Nationalen Einkäufersymposium 2009 am 20. und 21. April in Norderstedt bei Hamburg wird Werner Schiller über das Thema „Strategisches Energiemanagement als Querschnittsaufgabe im Krankenhaus“ referieren. Sein Vortrag findet am 21. April von 09.05 bis 09.50 Uhr statt. Im Vorfeld des Symposiums interviewte ihn Organisator und Moderator Thomas Kapitza, Consultant und Geschäftsführer der auf die Gesundheits- und Sozialwirtschaft spezialisierten Beratungsgesellschaft BASE HEALTH GmbH.

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Kapitza: Stichwort ‚Energiemanagement’ – vor welchen aktuellen Herausforderungen stehen Krankenhäuser beim Thema Energie?

Schiller: Viele energietechnische Anlagen sind schlichtweg veraltet. Daraus ergeben sich hohe Betriebskosten bei niedriger Effizienz. Gleichzeitig steigen fortschreitend die Energiekosten und stellen die Unternehmen vor erhebliche Finanzierungsprobleme.

Kapitza: Welche sind Ihrer Meinung nach die Schlüsselthemen, die es zu bearbeiten gilt?

Schiller: Zu selten findet eine strategische Lösungsdiskussion statt. Von Jahr zu Jahr die Probleme einzudämmen, ist eine Vorgehensweise, die der Not gehorcht, letztendlich aber keine nachhaltig wirksame Problemlösung bietet. Ziel sollte es dagegen sein, das Krankenhaus- Energiemanagement als strategische Aufgabe zu sehen. Geschäftsleitungen und technisches Management sind hier gemeinsam gefordert. Die Anschaffung medizinischer Geräte hat häufig Vorrang vor Investitionen in Energietechnik. Und die Bedeutung der Haus- und Betriebstechnik als Grundvoraussetzung für einen effizienten Betrieb wird oft unterschätzt.

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Kapitza: Was ist unter strategischem Energiemanagement zu verstehen?

Schiller: Strategisches Energiemanagement bedeutet Wirksamkeit. Ziel ist es, durch eine effiziente Infrastruktur Energie entsprechend der Betriebs-Größe bereitzustellen. Aus der Sicht des Wirtschaftsingenieurs müssen alle Optimierungsmaßnahmen in Energie- und Haustechnik bereits vor der Durchführung einen kalkulatorischen Nutzen vorweisen. Die Technikplanung ist betriebswirtschaftlich zu hinterfragen und zu optimieren. Hierbei sind auch Regel- und Steuerungsprozesse des technischen Controllings unverzichtbar. Es geht nicht darum, auf Energiekostensenkungen am Beschaffungsmarkt zu hoffen, sondern die Kostensteigerungsraten im Energiebereich in ihrem Anstiegswinkel abzusenken.

Kapitza: Kann Contracting das nicht mindestens genauso gut wie ein strategisches Energiemanagement?

Schiller: Auslösender Faktor für Contracting ist oft die mangelnde Bereitschaft oder Fähigkeit eigenes Kapital zu investieren. Anders formuliert, die Investition durch externe Contractingdienstleister erscheint anfangs der bequemere Weg zu sein. In der Praxis bedeutet Contracting aber häufig ein Rosinen-Picken für externe Dienstleister. Attraktive Servicemodelle im Krankenhausbereich, zum Beispiel bei der Bereitstellung von Energieerzeugungsanlagen, werden gerne umgesetzt. Ob aber damit – angesichts langer Vertragslaufzeiten und Abhängigkeit vom Contractor, verringerter Flexibilität und Marschenexport – dem Krankenhaus wirklich geholfen ist, bezweifle ich. Es ist unternehmerisch unbefriedigend, über kurzatmige Einsparungsansätze die nachhaltige Problemlösung aufzuschieben.

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Kapitza: Welche Empfehlung geben Sie als Experte, Herr Schiller?

Schiller: Können die Krankenhäuser sicher sein, ihre Optimierungspotenziale im Bereich Energietechnik und technischer Ausrüstung schon umfassend gehoben zu haben? Aus meinen Erfahrungen heraus sind hier viele Themen noch nicht berücksichtigt. Es ist wichtig, die Probleme aus eigener Kraft anzugehen und grundsätzliche Entscheidungen nicht überstürzt zu treffen. Auch das eigene Personal kann viele Ideen und Optimierungsansätze liefern, wenn es gelingt die Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren und zu begeistern. In Kombination mit innovativen Technologien und einem ganzheitlichen Ansatz der Technikkonzeption sind die Krankenhäuser für die anstehenden Aufgaben gut gerüstet. Sollte eine externe Unterstützung nötig sein, ist sicher zu stellen, dass diese Beratung objektiv und zum alleinigen Nutzen des Krankenhauses stattfindet.

Kapitza: Vielen Dank für dieses Gespräch.

 

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