Schmerz ist eine sehr subjektive Empfindung. Wie stark ein bestimmter Schmerzreiz erlebt wird, hängt von vielen Faktoren ab: In welcher Situation befindet sich der Betroffene gerade? Welche Erfahrungen hat er in der Vergangenheit gemacht?

In einer aktuellen, in der renommierten Fachzeitschrift PLoS Biology veröffentlichten Untersuchung konnten Forscher des Klinikums rechts der Isar der TU München gemeinsam mit Kollegen zeigen, wie sich subjektive Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung in den Aktivitäten des Gehirns widerspiegeln.

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Die Verarbeitung relevanter Reize unserer Umgebung und deren subjektive Bewertung wurden in den letzten Jahren wiederholt mit oszillatorischer (rhythmischer) Nervenzellaktivität im menschlichen Gehirn in Verbindung gebracht. Vor allem bei der Wahrnehmung von besonders bedeutsamen visuellen Reizen wurden solche Oszillationen im Gamma-Frequenzbereich zwischen 40 und 100 Hz beobachtet. Man nimmt daher an, dass diese Gamma-Oszillationen an der subjektiven Bewertung und Auswahl bedeutsamer Reize aus der großen Vielfalt unserer Umgebungseindrücke beteiligt sind. Da gerade die Wahrnehmung von Schmerz höchst subjektiv und für den Erhalt unserer Gesundheit besonders wichtig ist, konnte man vermuten, dass auch hier Gamma-Oszillationen festzustellen sein müssten.

PD Dr. Markus Ploner, Oberarzt in der Neurologischen Klinik am Klinikum rechts der Isar, erläutert das Vorgehen der Forschergruppe: "Wir haben unseren Probanden über einige Zeit hinweg in regelmäßigen Abständen objektiv gleich starke, leicht schmerzhafte Reize zugefügt. Die Probanden sollten dabei die Stärke dieser Reize bewerten. Typischerweise schwankt deren subjektive Bewertung bei einer solchen Untersuchung. Gleichzeitig haben wir die Nervenzellenaktivität im Gehirn gemessen."

Die Untersuchung konnte erstmals zeigen, dass die Wahrnehmung von Schmerz tatsächlich Gamma-Oszillationen im menschlichen Gehirn hervorruft. Doch nicht nur die Schmerzempfindung an sich, sondern auch die subjektive Bewertung des Schmerzes spiegelt sich in dieser Aktivität der Nervenzellen wider. So entsprach die Ausprägung der Gamma-Oszillationen der Stärke des subjektiv unterschiedlich wahrgenommenen Schmerzes - obwohl der eigentliche Schmerzreiz objektiv immer gleich blieb. Schmerzbedingte Gamma-Oszillationen scheinen somit besonders genau unsere subjektiv gefärbte Wahrnehmung von Schmerz wiederzugeben.

Ploner fasst die Bedeutung der Forschungsergebnisse zusammen: "Wir sind der Überzeugung, dass diese Befunde einen wesentlichen Beitrag zu unserem Verständnis der subjektiven Wahrnehmung von Schmerz darstellen. Zusätzlich tragen sie zum grundlegenden Wissen über die funktionelle Bedeutung von Gamma-Oszillationen im menschlichen Gehirn bei."

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