Die meisten Manager und Unternehmer in der chemischen, pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie erkennen die wachsende ökonomische Bedeutung Indiens und zollen dem Land hierfür Respekt. Einhellig äußern sie die Überzeugung, dass deutsche Produkte in Indien ein sehr gutes Image genießen, Umgekehrt planen 57 Prozent künftig stärkere Einfuhren aus Indien.

Besonders aufmerksam registrieren die Führungskräfte in Bayern, Hamburg und Berlin das Erstarken Indiens. Aber bundesweit glaubt nur ein Bruchteil aller Unternehmer und Manager, dass die deutsche Wirtschaft hiervon profitieren wird. Kaum einer von zehn Entscheidern (neun Prozent) vermag im wirtschaftlichen Fortschritt Indiens beträchtliche Vorteile für die deutsche Wirtschaft zu erkennen. 42 Prozent sagen zwar sinngemäß: Ja, irgendwann einmal könnte Indien für uns von Nutzen sein. Aber immerhin jeder fünfte Befragte sieht für Deutschland einen Nachteil darin, dass Indien in wirtschaftlicher Hinsicht seine Muskeln spielen lässt und verstärkt an Beteiligungen an oder gar die Übernahme von ausländischen Unternehmen denkt. Ein knappes Drittel äußert sich indifferent. Positiv interpretiert: Viele Führungskräfte beschränken sich auf die Beobachterrolle, weil sie in ihrem betrieblichen Umfeld (noch) keine Berührungspunkte mit Indien haben.

Zu diesem Ergebnis kommt die Wirtschaftsstimmungs-Umfrage der Management- und IT-Beratung Capgemini. Daran beteiligt haben sich 1.319 Vorstände und Geschäftsführer von Unternehmen mit mehr als 12,5 Mio. Euro Jahresumsatz, darunter 79 aus den Chemie- und LifeSciences-Branchen. teilgenommen haben. Schwerpunkt der diesjährigen Befragung ist Indien. Mit Ausnahme jener early movers, die bereits auf dem indischen Markt aktiv sind oder über ihre Zulieferer Gewinne daraus ziehen, weiß das Gros der Führungskräfte offenbar noch nicht viel mit dem Subkontinent anzufangen. "Der Boom in China darf den Blick auf Indien nicht verstellen", warnt Capgemini Zentral- und Osteuropa CEO Antonio Schnieder. Sein Argument: "Indien ist nicht mehr nur der riesige Absatz- oder der billige Beschaffungsmarkt. Das Land entwickelt sich zum Handelspartner auf Augenhöhe."

Die meisten Unternehmer sind überzeugt: Der Aufschwung hält an

Die Stimmung in den LifeScience-Branchen könnte kaum besser sein: 81 Prozent der Unternehmer und Manager blicken mit riesigem Optimismus in die Zukunft. Und das sogar auf lange Sicht, denn die wenigsten Führungskräfte rechnen mit einem vorzeitigen Ende des Aufschwungs. In der Gesamtsicht der Umfrage variiert die Zuversicht von Branche zu Branche und von Bundesland zu Bundesland. Voller Vorfreude zeigen sich die Banken und die Unternehmen der Informationstechnologie, deutlich gedrückter ist die Stimmung bei den Automobilherstellern und in der Medienwirtschaft. In Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und in Thüringen sind die Führungskräfte besonders guten Mutes - den ihre Kollegen in Bremen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern allerdings deutlich weniger teilen.

Standort Deutschland bietet mehr Vor- als Nachteile

Nach Ansicht vieler Führungskräfte in der Chemie- und Pharmawirtschaft hat sich das wirtschaftliche Umfeld weiter verbessert (37 Prozent), 15 Prozent vertreten die gegenteilige Auffassung. Doch die wachsende ökonomische Bedeutung Deutschlands innerhalb der EU wird anerkennend gewürdigt: Die Mehrzahl der Teilnehmer an der diesjährigen Capgemini-Untersuchung ist davon überzeugt, dass sich die Bundesrepublik auch künftig im europäischen Reigen wird gut behaupten können. Jeder zweite Unternehmer bescheinigt dem Standort Deutschland nach den ersten vollzogenen Reformen mehr Vor- als Nachteile, was zweifelsohne das Binnenwachstum und den Export weiter beflügeln dürfte. "Deutschland ist aus guten Gründen Weltmeister bei den Ausfuhren", kommentiert Antonio Schnieder: "Wir haben zwar ein paar Märkte aufgegeben, erschließen uns dafür aber viele neue und das mit hohem Tempo. Die Automobilwirtschaft und der Maschinenbau liegen sehr gut im Rennen, hinzu kommt der Energiesektor, vor allem der enorm schnell wachsende Bereich der erneuerbaren Energien. Bei Umwelt- und Medizintechnik sind deutsche Unternehmen ebenfalls Weltspitze. Es gibt also genügend Anlass für Optimismus - er darf sich nur nicht auf vollen Auftragsbüchern ausruhen."

Erfolgsunternehmen finden sich in jeder Branche und in jedem Bundesland

Die (selbst-)kritischen Stimmen kommen zum überwiegenden Teil aus den ostdeutschen Bundesländern. Doch wenngleich Standortnachteile, Personalknappheit, abwanderndes Know-how und fehlendes Kapital im Osten vielfach den Blick in die Zukunft trüben, so zeigen sich doch mehr und mehr Lichtblicke - und sie strahlen nicht nur von den Leuchttürmen einzelner Vorzeigeunternehmen. Die Umfrage zeigt: Der Ost-West-Graben schwindet zusehends. Erfolgreiche Regionen, erfolgreiche Unternehmen und erfolgreiche Manager finden sich heute ebenso im Norden wie im West, im Osten wie im Süden Deutschlands.

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Die kompletten Ergebnisse der Studie "Wirtschaftsstimmung" finden Sie unter http://www.wirtschaftsstimmung.de

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