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Mehrgenerationenhäuser als gelebte Wunschvorstellung

Seitdem die damalige niedersächsische Familienministerin Ursula von der Leyen 2006 das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser auf den Weg brachte, sind bundesweit rund 500 entsprechende Einrichtungen entstanden. Die Idee dahinter ist der Austausch von Alltags- und Sozialkomponenten zwischen Jung und Alt, wobei der Fokus auf familiennahen Dienstleistungen liegt. So wird älteren Menschen etwa angeboten, für sie einkaufen zu gehen und zu putzen, während die Senioren im Gegenzug babysitten und kochen.

Die Bewohner eines solchen Mehrgenerationenhauses lernen sich meist erst während der Planungsphase kennen. Im Laufe des Zusammenwohnens führt dies in vielen Fällen dazu, dass Generationenkonflikte entstehen, da sich die jeweils eine Seite unerwartet stark in das Leben der anderen einmischt. Zudem ist das Geben-und-Nehmen-Verhältnis oft recht einseitig, da die jüngeren Bewohner auf Grund ihrer körperlichen Fitness mehr Tätigkeiten übernehmen können als die älteren. „Das Mehrgenerationenhaus ist auch im Raum Freiburg in einem Modellversuch bereits vor zwei Jahrzehnten praktiziert worden und wurde als Wohnform der Zukunft dargestellt“, berichtet Jörg Thuss, geschäftsführender Gesellschafter der terraconsult Vermögenstreuhand GmbH und Experte zum Thema altersgerechtes Wohnen.

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Nach einigen Jahren zeigte sich dann, dass sich die Erwartungshaltungen der jungen gegenüber den älteren Menschen gewandelt hatten. Die Senioren konnten diesen nicht mehr gerecht werden, wodurch sie mit zunehmendem Alter engstirniger wurden und weniger tolerant, was z.B. Lärm und Unordnung im Haus betraf. „Dies sind allerdings typische Generationenkonflikte. Da sich die älteren Bewohner grundsätzlich sicher und gut aufgehoben fühlten, hat dieses Wohnmodell sicher seine Berechtigung. An dem Konzept der unmittelbaren räumlichen Nähe muss allerdings noch etwas gefeilt werden“, so Thuss weiter.

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