Übergewichtige weisen einen Mangel an bestimmten Vorläuferzellen im Blut auf. Die Zahl dieser sogenannten Progenitorzellen könnte zukünftig als Marker für das von Übergewicht ausgehende Herzkreislauf-Risiko eines Menschen dienen. Dies zeigt die aktuelle Untersuchung „Reduzierte Anzahl und veränderte Zusammensetzung zirkulierender Progenitorzellen bei Übergewicht – Prävention durch Gewichtsreduktion“ von Privatdozent Dr. med. Jochen Müller-Ehmsen, Köln.

Für seine Studien hat die Deutsche Stiftung Innere Medizin dem Wissenschaftler im Rahmen des 115. Internistenkongresses den Präventionspreis der DGIM verliehen. Der Preis ist mit 5 000 Euro dotiert.

Als Abkömmlinge von Stammzellen ist die endgültige Funktion von Progenitorzellen zwar schon angelegt, jedoch noch umkehrbar. Auch im Blut dienen sie als Vorläufer der verschiedenen blutbildenden Zellen. Ihr Vorkommen ist dort ein zuverlässiger Marker für das individuelle Risiko eines Menschen, Gefäß- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden: Je weniger Progenitorzellen im Blut kreisen, desto größer die kardiovaskuläre Gefahr.

In der preiswürdigen Arbeit hinterfragte Kardiologe Müller-Ehmsen deshalb, ob dies auch für Übergewicht gilt. Der Oberarzt der Klinik III für Innere Medizin der Universität zu Köln untersuchte außerdem, ob das zu hohe Gewicht eine Rolle für eine Gefäßerkrankung spielt und ob dessen Verlust die Gefahr einer Arteriosklerose senkt. Der 40-jährige Präventionsmediziner bestimmte dafür bei 149 Teilnehmern eines Diätprogramms die Menge von vier verschiedenen Typen von Vorläuferzellen im Blut. Als Kennzeichen für eine sich entwickelnde Gefäßerkrankung bewertete er die Dicke der inneren Wand der Blutgefäße, der Intima media. Denn kranke Gefäße verengen sich. Zudem prüfte er die Funktion des „Endothels“, das die Gefäße auskleidet.

Nach sechs Monaten Diät und Sport hatten 86 Probanden im Mittel 5,8 Kilogramm abgenommen. Es zeigte sich, dass verminderter Hüftumfang und vermindertes Gewicht die Zahl der Progenitorzellen steigen ließ – je nach Zelltyp in unterschiedlichem Ausmaß. Es spielte dabei keine Rolle, ob die Teilnehmer Sport machten oder einfach weniger aßen. Darüber hinaus ging ein höherer Bauchumfang mit einer größeren Dicke der Gefäßwände einher. Auch das Endothel funktionierte bei Dicken weniger gut. „Die Ergebnisse belegen erstmals, dass die Zahl der Progenitorzellen mit dem Körpergewicht assoziiert und sogar mit einer Diät teilweise wieder herstellbar ist“, so die Gutachter der DGIM. Der Wert sollte deshalb als Marker in die bekannten Vorsorgefaktoren eingehen, lobt die Jury die präventive Ausrichtung der Arbeit.

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