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Politik

Das Gesundheitswesen bietet immer wieder Anlass für Diskussionen. Kliniksterben wird vorhergesagt, Ärztemangel bedroht die Gesundheitsversorgung, fehlendes Pflegepersonal lässt die Betreuung von Kranken zusammenbrechen. Positive Entwicklungen im deutschen Gesundheitswesen werden medial kaum mehr erfasst. Sie passen nicht in den Mainstream der Diskussionen über das Gesundheitssystem.

Bei dem ersten Illertissener Gesundheitsgespräch 2013, veranstaltet von der Hochschule Neu-Ulm,  kamen hochkarätige Akteure aus dem Gesundheitswesen zusammen, um über „innovative Therapien bezahlbar für alle?“ zu diskutieren. Dr. h.c. Herbert Rebscher von der Krankenkasse DAK-Gesundheit stellte die Frage, ob die Patienten in den Genuss der Innovationen kommen. Aus Sicht der Krankenkasse ist eine Kundenzufriedenheit gewollt, weiterhin eine Qualität der Leistungen sowie eine Kosteneffizienz.

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Die demografische Entwicklung bei der älteren Bevölkerung erfordert ein neues Denken. Die DAK entwickelte für ihre Patienten die Koordination und Organisation bei komplexen Krankheitsverläufen. Beispiel Apoplex: Um die frühzeitige Organisation von ambulanten Leistungen nach dem Klinikaufenthalt kümmern sich speziell ausgebildete Mitarbeiter der DAK. Beispielsweise um eine frühzeitige Bereitstellung von Hilfsmitteln, der Vereinbarung von Behandlungsterminen bei der Logopädie, Physiotherapie und der Ergotherapie.

Wenn ein Patient aus der Klinik entlassen wird kann rasch mit der amb. Therapie fortgefahren werden Auch notwendige Hilfsmittel sind bereits in der Wohnung vorhanden, wenn der Kranke nach Hause kommt. Derzeit ist es vielfach noch so, dass erst der Hausarzt auf den Entlassungsbericht warten muss und dann die notwendigen Hilfsmittel verschreibt. So vergehen zwei bis drei Wochen, die der Eingliederung des Kranken im Wege stehen. Ziel ist es, dass eine effiziente Genesung des Kranken gewährleistet wird.

Da die Demografie das Krankheitspanorama verändert, so Rebscher, muss Seitens der Krankenkassen mehr auf die Erwartungen der älteren und teils multimorbiden Patienten eingegangen werden. Das Versorgungsmanagement muss bei allen Überlegungen im Vordergrund stehen, betont Rebscher.

"Wir sollten uns davor hüten, das das Gesundheitswesen so verkommt wie der Energiemarkt," so Wolf-Arnim Candidus


Jürgen Geier, Leiter der gesundheitspolitischen Abteilung des Arzneimittelherstellers Servier Deutschland GmbH befürchtet, dass in Zukunft nur noch multinationale Konzerne den Pharmamarkt bestimmen werden und Innovationen von den Kostenträgern nicht mehr bezahlt werden können. Bereits heute, so Geiger, sind drei von vier verordneten Medikamente Generika und für die Medikamentengrundstoffe werden die Preise von den Herstellern aus Asien diktiert. So explodieren die Kosten. Auch die Entwicklung neuer Medikamente kostet Milliarden. Das kann nicht mehr bezahlt werden. Die Ökonomisierung im Gesundheitsbereich sieht der Vertreter der pharmazeutischen Industrie als ein Problem.

Der Patientenvertreter Wolf-Arnim Candidus von der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten hob hervor: „Wenn nicht radikal etwas verändert wird, werden der Mittelstand der Pharmaindustrie und die Entwicklung einbrechen“. Bereits heute bestimmt mehr die Ökonomie was im Gesundheitsbereich geleistet wird. Die Ökonomie darf nicht bestimmen, was der Mediziner am Patienten leisten dürfen, kritisiert Candidus. Die Bürokratisierung im Gesundheitsbereich ist ein Hemmschuh für die Gesundheitsversorgung.

Professor Dr. med. Franz Porzsolt, ehemaliger Leiter der klinischen Ökonomik am Universitätsklinikum Ulm erklärte: “Innovation liegt dann vor, wenn ein relevantes Gesundheitsproblem des Patienten gelöst wird“. Es müssen sich die Beteiligten die Frage stellen, „wie vollständig und wie schnell kann man die Probleme lösen“.

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