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Dabei gelte aber eben auch, dass umso mehr Aufwand betrieben werden müsse, je valider die Aussagen sein sollten. Es verwundert daher nicht, dass besonders bei großen Kongressen eine objektive Dokumentation des erlernten Wissens als problematisch gilt. Denn keiner weiß, wie lang die einzelnen Kongressteilnehmer anwesend waren und ob sie die Vorträge konzentriert verfolgt haben. Eine Evaluierung, welche einzelnen Inhalte und Aspekte der Großveranstaltung die Erwartungen der Kongressteilnehmer erfüllt haben und welches Wissen verinnerlicht wurde, sei nach Ansicht von Griebenow aber schwierig. Er schlägt daher vor, sich zukünftig mit der Evaluation auf ausgewählte und stärker CME-orientierte Teile von Kongressen zu konzentrieren.
Multiple-Choice-Fragen zur CME-Lernerfolgskontrolle werden in Deutschland beim E-Learning- und bei der Print-CME eingesetzt. Bei 360 000 zertifizierten Fortbildungsaktivitäten pro Jahr wird ein Prozent in Form von Print bzw. E-Learning angeboten.

Kalkuliert man mit zehn Multiple-Choice-Fragen pro Modul, so käme man in der Summe auf die stolze Zahl von 36 000 Multiple-Choice-Fragen im Jahr. Während es hier zunächst zwar zu würdigen gilt, dass es offensichtlich gelungen sei, solch immense Zahlen von Multiple-Choice-Fragen Jahr für Jahr in guter Qualität zu produzieren, so sollte man sich hinsichtlich ihrer Funktion als Lernerfolgskontrolle allerdings keinen Illusionen hingeben, so Griebenow: Bei dem in Deutschland üblichen „Review“-Format von Fortbildungsartikeln sei es bei weitem nicht möglich, alle klinisch bedeutsamen Inhalte eines Artikels in zehn Fragen unterzubringen. 360-Grad-Feedbacks („multi source feedback“, MSF) messen im Gegensatz zum klassischen Assessmentverfahren die Kompetenzen aus mehreren Blickwinkeln und beinhalten auch eine Selbsteinschätzung. Ergebnisrelevante Beurteilungen werden in Nordamerika, im Vereinigten Königreich und in einigen europäischen Ländern genutzt. „Sie liefern Angaben, die weit über eine reine Wissensabfrage hinausgehen“, hob Dr. Jim Hall, stellvertretender Vorsitzender des ECSF Foundation Councils hervor. Denn sie ermöglichen den Ärztinnen und Ärzten eine Einschätzung ihrer Entwicklungsmöglichkeit bezogen auf die eigene Tätigkeit und deckten Verbesserungspotenzial auf.

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