Schwerverletzte werden in Deutschland nicht überall gleich schnell und gleich gut versorgt. Der Grund liegt nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie nicht allein an den regionalen Unterschieden zwischen Stadt und Land. An einigen Kliniken gebe es auch Qualitätsdefizite.

Mit dem Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung sollen Schwachpunkte erkannt und die Versorgungsqualität auf ein deutschlandweit einheitliches und flächendeckendes Niveau gebracht werden.

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"Die deutsche Unfallmedizin genießt international einen guten Ruf", sagt Professor Dr. med. Andreas Wentzensen, Direktor der BG Unfallklinik Ludwigshafen, im Vorfeld der Weißbuch-Pressekonferenz in Berlin. Jeder Schwerverletzte könne sich hierzulande darauf verlassen, dass er mit Notarztwagen oder Rettungshubschrauber in eine Klinik transportiert werde. Doch wie schnell er dort ankommt, ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. In Mecklenburg-Vorpommern, wo die Versorgungsfläche pro Krankenhaus durchschnittlich 4634 Quadratkilometer beträgt, kann es länger dauern als in Nordrhein-Westfalen mit einer Versorgungsfläche pro Klinik von nur 541 Quadratkilometer. Daraus resultieren unterschiedliche Transportzeiten, in denen Professor Wentzensen einen wichtigen Grund für die höhere Sterberate bei Verkehrsunfällen in Mecklenburg-Vorpommern (2,7 Prozent*), im Vergleich zu Berlin sieht (0,5 Prozent *). *Statistisches Bundesamt 2002

Dies sei jedoch nicht der einzige Grund. Auch die personelle und strukturelle Ausstattung vieler Kliniken lasse zu wünschen übrig, erklärt Professor Wentzensen. Eine Umfrage des Traumaregisters der DGU belegt, dass 14 Prozent der Kliniken im Schockraum, wo der Patient zunächst behandelt wird, nicht über Röntgengeräte verfügen, bei 23 Prozent fehlen dort Ultraschallgeräte. Beides betrachtet das Weißbuch der DGU als unbedingt erforderlich. Eine Studie im Raum Dresden hat gezeigt, dass die Sterberate bei gleichem Verletzungsgrad in Kliniken der Grund- und Regelversorgung 41 Prozent beträgt, an Schwerpunktkliniken aber nur 16 Prozent.

Da nicht alle Kliniken zu Schwerpunktzentren ausgebaut werden können, andererseits eine schnelle Versorgung an nahe gelegene Kliniken oft vorteilhaft ist, hat die DGU im Jahr 2004 die Initiative Traumanetzwerk gegründet. Sie dokumentiert die personelle und strukturelle Ausstattung der einzelnen Kliniken. Das Weißbuch legt die Standards fest.

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