Zahl der Gründungen bleibt stabil, Gründungsklima eher negativ. Die Studie untersucht jährlich das Gründungsgeschehen in Deutschland im internationalen Vergleich. Dabei befragte GEM im vergangenen Jahr in 33 Ländern knapp 150.000 Bürger und mehr als 1.350 Gründungsexperten.
Den diesjährigen
Länderbericht Deutschland des Global Entrepreneurship Monitor (GEM)
stellte heute Prof. Dr. Rolf Sternberg von der Universität zu Köln
gemeinsam mit Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe,
und Dr. Ulrich Walwei, Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in der KfW
Niederlassung in Berlin vor.
Die zentralen Aussagen des Berichts zur Struktur des Gründergeschehens in Deutschland sind:
Die
Anzahl der Existenzgründungen aus der ökonomischen Not hat zu-, die der
Gründungen zur Ausnutzung einer Marktchance relativ abgenommen. Die
Gesamtquote der "werdenden" Gründer ist lediglich minimal gesunken,
nämlich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,39 % und bleibt damit stabil. 16 %
der "werdenden Gründer" waren zum Zeitpunkt der Befragung bei der
Bundesagentur für Arbeit arbeitslos gemeldet.
Erfreulich ist der siebte Rangplatz Deutschlands beim Anteil potenziell wachstumsstarker Gründungen.
Ernüchternd
ist dagegen, dass nur 13 % der befragten Erwachsenen die
Gründungschancen positiv einschätzen - so wenig wie in keinem der
übrigen 33 GEM-Länder.
Deutschland belegt bei der öffentlichen
Förderinfrastruktur, also der Anzahl und Qualität staatlicher
Förderprogramme für Gründer, den ersten Platz. Dies ist ein Zeichen
dafür, dass die Förderung von Gründungen hierzulande richtig
aufgestellt ist.
In einem Sonderbeitrag widmet sich der
diesjährige GEM-Länderbericht ausführlich dem Thema "Existenzgründungen
an Schulen und Hochschulen". In Deutschland bestehen sowohl innerhalb
von Schulen als auch im außerschulischen Bildungsbereich (Hochschule,
Wirtschaft) erhebliche Defizite gegenüber vergleichbaren GEM-Ländern
bzgl. der Behandlung des Themas "Existenzgründungen". "Dies ist
besonders deshalb bedenklich, weil viele Werte und Einstellungen, die
die spätere Gründungsneigung steuern, bereits bei Heranwachsenden von
deren Umfeld geprägt werden", erläuterte Wirtschaftsgeograph Prof. Rolf
Sternberg. Besonders ernüchternd fällt der internationale Vergleich im
Bereich der Schule (Primar- und Sekundarstufe) aus, obgleich eine
leichte Verbesserung seit 1999 feststellbar ist. "Hier ist dringend
zusätzliches, im Themenfeld ‚Wirtschaft/Gründungen' kompetentes,
Lehrpersonal erforderlich", sagte Prof. Sternberg. "Ohne entsprechende
Ausbildung dieses Lehrpersonals an den Universitäten ist keine
nachhaltige Verbesserung zu erwarten."
"Obwohl sich in
Deutschland jährlich deutlich mehr als eine Million Menschen
selbständig machen und diese beachtliche Anzahl eine große Bedeutung
für die Volkswirtschaft hat, ist die Datenlage zu dieser Zielgruppe
immer noch stark unterentwickelt. Die KfW Bankengruppe gibt deshalb
selber den jährlichen repräsentativen Gründungsmonitor heraus und
unterstützt seit fünf Jahren die GEM-Studie, die auf dem Gebiet der
internationalen Vergleichbarkeit Pionierarbeit geleistet hat. Dabei ist
Forschung für uns nie Selbstzweck, sondern fließt in unsere
Förderstrategie und -produkte ein", sagte Dr. Norbert Irsch. Im
Produktangebot der KfW Mittelstandsbank stehen Gründern die Programme
"Unternehmerkredit", "Unternehmerkapital" und für Beteiligungen im
Hochtechnologiebereich der "ERP-Startfonds" offen. Darüber hinaus gibt
es speziell für Kleingründungen "StartGeld" (bis 50.000 EUR) und
"Mikro-Darlehen" (bis 25.000 EUR). Aktuell wurde im Mikro-Darlehen mit
"Mikro 10" ein neues Förderfenster für Gründungen unter 10.000 EUR
bereit gestellt, um dieses risikoreiche und ertragsschwache
kleinteilige Kreditgeschäft für die durchleitenden Hausbanken
attraktiver zu gestalten.
Dr. Ulrich Walwei erläuterte, dass das
Engagement der Bundesagentur für Existenzgründungen erheblich
zugenommen hat. Für eine wachsende Anzahl Arbeitsloser werden
Überbrückungsgeld und Ich-AG ein Weg aus der Arbeitslosigkeit. Im
Einklang damit hat auch das Gewicht der entsprechenden Forschung im IAB
zugenommen. Dazu gehöre auch die erstmalige Beteiligung am GEM im
Rahmen einer Forschungskooperation.
Forschungen des IAB belegen,
dass durch eine rege Gründungstätigkeit neue Arbeitsplätze entstehen,
die sich auch qualitativ durchaus sehen lassen können. Insofern sind
vermehrte Existenzgründungen eine Quelle wirtschaftlicher Dynamik.
Allerdings ist bereits lange bekannt, dass dies für "Gründungen aus
Not" in geringerem Umfang gilt, als für Gründungen, bei denen andere
Motive wie z. B. neue Geschäftsideen im Vordergrund stehen. Dies ist
vor allem in Ostdeutschland problematisch, da hier eine mangelnde
Beschäftigungsalternative für fast jeden Zweiten der Grund ist, auf die
Selbständigkeit hinzuarbeiten.
Service:
Der Global Entrepreneurship Monitor steht als Download zur Verfügung unter:
www.kfw.de oder www.wiso.uni-koeln.de/wigo/index.html
Für Rückfragen:
KfW Bankengruppe: Sonja Höpfner - Tel: 069-7431-4306 - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Universität Köln: Prof. Sternberg - Tel: 0221-4702372 - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
IAB: Dr. Ulrich Walwei - Tel: 0911-179-3028 - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Pressemitteilung: http://www.kfw.de/DE/Presse/Pressekonf64/GEM_Presseerklaerung.pdf
GEM-Länderbericht (60 Seiten): http://www.kfw.de/DE/Presse/Pressekonf64/GEM_2004.pdf
{loadposition position-11}