Das beginnt mit einer sorgfältigen Untersuchung der Druck- und Lageverhältnisse von Blase und Harnröhre sowie der Funktion des Beckenbodens. Dabei soll auch geklärt werden, welche Art von Harninkontinenz vorliegt und was die Auslöser sind. Wichtig ist, dass die Patientin genau über Art und Ursache ihrer Beschwerden sowie über die möglichen Gegenmaßnahmen informiert wird. „Sie erfährt zum Beispiel, wie sie mit Muskelübungen oder verändertem Trinkverhalten die Kontrolle über ihre Blase zurückgewinnen kann“, so Schwester Reinhild. „Die Patientin wird sozusagen zum Partner des Arztes in eigener Sache.“
Aufbautraining für den Beckenboden
Je nach konkretem Befund bieten sich verschiedene Behandlungsmaßnahmen an. Eine grundlegende Methode ist das Training der Beckenbodenmuskulatur. Diese Muskeln tragen nicht nur die inneren Organe, sondern fangen auch den Druck ab, der im Bauchraum entstehen kann. Verlieren sie ihre Spannkraft, sind die Schließmuskeln alleine überfordert. Hier gibt es spezielle Übungen, angefangen vom Erfühlen der Muskeln bis zum bewussten Anspannen und Halten.
Durch regelmäßiges Training lassen sich damit leichte Formen der Inkontinenz, etwa nach einer Geburt, sogar ganz beseitigen. Um auch wirklich die richtigen Bereiche zu trainieren, empfiehlt es sich, anfangs mit einem ausgebildeten Therapeuten zu üben und diese Einheiten täglich zu wiederholen. Als Ergänzung eignen sich Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren. Ungünstig sind dagegen Sprünge sowie starke Auf-und-Ab-Bewegungen wie im Tennis oder beim Joggen.
Daneben gibt es zahlreiche Medikamente, die besonders bei überempfindlicher Blase Abhilfe schaffen können. Ist das Scheidengewebe zum Beispiel nach der Menopause geschwächt, weil das Hormon Östriol nicht mehr ausreichend produziert wird, kann man mit Hormon-Creme oder -Zäpfchen nachhelfen. Dazu genügt es, zweimal wöchentlich ein entsprechendes Mittel zu verwenden. „Eine sorgfältige Pflege ist hier sehr wichtig, um die Elastizität und Funktionalität des Gewebes zu gewährleisten“, erklärt Schwester Reinhild.
Tampons stützen unsichtbar die Blase
Zu den bekanntesten Hilfsmitteln bei Blasenschwäche zählen Binden. Sie sollen ungewollte Tropfen sauber sowie geruchsneutral aufsaugen. Die erhältlichen Formen reichen dabei von der kleinen Slip-Einlage bis zur ganzen Windel gegen starke Inkontinenz. Je nach Schwere der Erkrankung sind diese Binden sogar auf ärztliches Rezept in der Apotheke erhältlich. Ein Nachteil besteht aber – wie bei herkömmlichen Damenbinden auch – in der Unsicherheit, dass etwas danebengehen könnte. Außerdem befürchten viele Frauen, die Einlagen könnten sich unter der Kleidung abzeichnen. Für die Lebensqualität im Alltag bedeutet dies unter Umständen eine spürbare Einschränkung.
