Wer niemals geraucht hat, nicht massiv übergewichtig ist, pro Woche mehr als dreieinhalb Stunden körperlich aktiv ist und sich gesund ernährt, hat im Vergleich zu einer Person, die sich gegenteilig verhält, ein um 78 Prozent vermindertes Risiko, chronisch zu erkranken. Detailliert betrachtet, sinkt bei einer solchen gesunden Lebensweise das Diabetesrisiko sogar um 93 Prozent und das Herzinfarktrisiko um 81 Prozent.
Das Schlaganfallrisiko vermindert sich dabei immerhin noch um die Hälfte und das Krebsrisiko um 36 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer großen Potsdamer Langzeitstudie, die Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) leitet.
{loadposition position-10}Neben Heiner Boeing hat auch der DIfE-Gastwissenschaftler Earl S. Ford vom National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion in Atlanta, USA, maßgeblich zur vorliegenden Untersuchung beigetragen. Die Forschergruppe veröffentlichte ihr Ergebnis in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Archives of Internal Medicine (Ford et al., 2009; 169:1-8).
Seit langem ist bekannt, dass der Lebensstil das Risiko für chronische Erkrankungen beeinflusst. Ziel der vorliegenden Studie war nun, die Einzel- sowie kombinierten Effekte der vier wohl einflussreichsten Lebensstilfaktoren zu untersuchen - nämlich den Raucherstatus, das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße, den Aktivitätsstatus und die Ernährungsweise. Für ihre Berechnungen stuften die Wissenschaftler die folgenden Merkmale als risikosenkend ein: das Merkmal „niemals geraucht zu haben“, ein Körpergewicht mit einem Body Mass Index (BMI)* unter 30 zu besitzen, mindestens dreieinhalb Stunden pro Woche körperlich aktiv zu sein und das Merkmal „sich gesund zu ernähren“ - das heißt, mit vergleichsweise viel Obst, Gemüse und Vollkornbrot, aber wenig Fleisch.
Grundlage der
Studienergebnisse waren Daten von 23.153 weiblichen und männlichen
Studienteilnehmern der Potsdamer European Prospective Investigation
into Cancer and Nutrition (EPIC). Im Schnitt waren die Frauen und
Männer bei Studieneintritt 49,3 Jahre alt. Die durchschnittliche
Nachbeobachtungszeit betrug etwa acht Jahre.
Neun
Prozent der Studienteilnehmer erfüllten alle vier Kriterien einer
gesunden Lebensweise. Nur vier Prozent der Probanden wiesen keine
dieser positiven Merkmale auf. Den meisten Teilnehmern konnten die
Wissenschaftler ein bis drei der Kriterienpunkte zuordnen. Generell
galt: Je mehr der vier Merkmale die Teilnehmer aufwiesen, desto
geringer war ihr Erkrankungsrisiko.
„Daneben
untersuchten wir auch, welche Kombination der gesundheitsförderlichen
Lebensstilmerkmale besonders günstig ist“, sagt Heiner Boeing. „Wer
einen BMI unter 30 aufweist, vermindert allein hierdurch sein Risiko
chronisch zu erkranken um mehr als die Hälfte. Dies trifft besonders
auf das Typ-2–Diabetesrisiko zu. Ist man dann auch noch sein Leben lang
Nichtraucher, so vermindert sich das Risiko für chronische Erkrankungen
sogar um 70 Prozent. Aber auch Raucher und Exraucher können ihr Risiko
durch eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und ein normales
Körpergewicht um bis zu 70 Prozent senken“.
„Wie die Untersuchung zeigt, haben die Teilnehmer der Potsdamer EPIC**-Studie deutlich von einer gesunden Lebensweise profitiert. Dies belegt, wie wichtig es ist, eine gesunde Lebensweise im Rahmen einer effektiven Prävention chronischer Erkrankungen weiter in die Bevölkerung zu tragen und mit gesundheitspolitischen Maßnahmen zu unterstützen“, so Boeing.